Seit Mitte Mai gelten neue, deutlich strengere Regelungen für die Bezeichnung von Fondsnamen. Ziel dieser Vorschriften ist es, für mehr Transparenz zu sorgen und sogenannten „Greenwashing“-Praktiken einen Riegel vorzuschieben. Fonds, die sich in ihrem Namen auf Nachhaltigkeit, ESG-Kriterien oder ökologische Verantwortung berufen, müssen nun nachweislich bestimmten Mindestanforderungen genügen. Diese Anforderungen betreffen zum Beispiel die Gewichtung nachhaltiger Anlagen im Fondsportfolio, den Ausschluss kontroverser Branchen sowie die Einhaltung klar definierter Nachhaltigkeitsstrategien. Die Aufsichtsbehörden wollen mit diesen Regeln verhindern, dass Fonds mit „grünen“ Versprechungen werben, ohne tatsächlich ökologisch oder sozial verantwortungsvoll zu investieren.
Einige Anbieter haben umgehend auf die neuen Vorgaben reagiert und ihre Produkte entsprechend umbenannt. Fonds, die zuvor plakative Begriffe wie „Nachhaltigkeit“, „Klima“, „Impact“ oder „grün“ im Namen trugen, heißen nun neutraler oder verzichten ganz auf solche Hinweise, wenn sie die neuen Kriterien nicht erfüllen können oder wollen. Andere Häuser nutzen die Gelegenheit, um durch Umstrukturierungen ihrer Portfolios den Vorgaben gerecht zu werden und ihre Marketingstrategie damit weiter auf Nachhaltigkeit auszurichten. In beiden Fällen ist eine gewisse Marktbereinigung spürbar: Die Zahl der vermeintlich nachhaltigen Fonds sinkt zwar, dafür steigt im Idealfall die Glaubwürdigkeit der verbleibenden Produkte.
Trotz dieser Verschärfungen ist jedoch weiterhin Vorsicht geboten. Denn Fondsnamen bleiben ein Marketinginstrument – und gerade bei Begriffen wie „grün“, „ESG“ oder „klimafreundlich“ handelt es sich nicht um geschützte Begriffe, die automatisch eine bestimmte Qualität garantieren. Ein Fonds kann zwar regulatorisch sauber benannt sein, doch was im Detail in seinem Portfolio steckt, bleibt für viele Privatanleger schwer zu durchschauen. Die bloße Namensgebung sagt oft wenig über die tatsächliche Investitionspraxis aus. Manche Anbieter bewegen sich geschickt am Rande der Regelungen und nutzen Formulierungen, die zwar konform sind, aber dennoch ein nachhaltigeres Bild vermitteln, als es der Inhalt rechtfertigt.
Deshalb gilt nach wie vor: Fondsnamen allein sollte man nicht trauen. Wer ernsthaft nachhaltig investieren will, kommt nicht umhin, einen genaueren Blick auf die Anlagestrategie, die verwendeten Nachhaltigkeitskriterien und die Auswahlprozesse der Einzeltitel zu werfen. Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiges Konzept, das sich nicht auf einen griffigen Begriff im Titel reduzieren lässt. Die neuen Regelungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber sie ersetzen nicht die kritische Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Produkt. Anleger sollten sich die Mühe machen, über Broschüren und Webseiten hinauszugehen, unabhängige Ratings und Transparenzberichte zu prüfen und, wenn nötig, Rückfragen an die Anbieter zu stellen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das eigene Kapital wirklich im Sinne von Umwelt, Gesellschaft und guter Unternehmensführung arbeitet.