Die Frage nach der optimalen Anzahl an ETFs im Portfolio ist ein zentrales Thema für Anleger, die eine ausgewogene und gut diversifizierte Anlagestrategie verfolgen möchten. Dabei ist zu beachten, dass mehr nicht immer besser ist – insbesondere, wenn es um Diversifikation geht. Viele Anleger neigen dazu, möglichst viele verschiedene ETFs in ihr Portfolio aufzunehmen, in der Annahme, dass dies automatisch zu einer breiteren Risikostreuung führt. Doch diese Strategie kann mitunter das Gegenteil bewirken: Überlappungen in den zugrunde liegenden Indexfonds oder eine unnötige Komplexität im Portfolio könnten die angestrebten Vorteile schmälern.
Zunächst einmal ist es wichtig, den Begriff der Diversifikation richtig zu verstehen. Diversifikation bedeutet, Risiken zu streuen, indem in verschiedene Anlageklassen, Regionen, Branchen oder Unternehmen investiert wird. ETFs bieten hierfür ideale Voraussetzungen, da sie bereits innerhalb eines einzigen Produkts eine breite Streuung ermöglichen. Ein MSCI-World-ETF beispielsweise enthält Anteile an Hunderten von Unternehmen weltweit. Doch wer mehrere ETFs kauft, die sich inhaltlich überschneiden, wie beispielsweise einen zusätzlichen S&P-500-ETF, erhöht nicht zwangsläufig die Diversifikation, sondern fügt dem Portfolio lediglich Redundanz hinzu.
Eine sinnvolle Anzahl von ETFs im Portfolio hängt stark von der individuellen Anlagestrategie, den finanziellen Zielen und der Risikobereitschaft ab. Für viele Privatanleger kann bereits eine kleine Auswahl von zwei bis vier ETFs ausreichen, um eine umfassende Abdeckung globaler Märkte und verschiedener Anlageklassen zu erreichen. Ein einfacher Ansatz könnte beispielsweise aus einem globalen Aktien-ETF, einem Anleihen-ETF und gegebenenfalls einem Rohstoff-ETF bestehen. Auf diese Weise werden unterschiedliche Marktsegmente abgedeckt, ohne die Struktur des Portfolios unnötig zu verkomplizieren.
Wer jedoch spezifischere Strategien verfolgt, etwa eine gezielte Übergewichtung bestimmter Regionen oder Sektoren, kann zusätzliche ETFs einfügen, um individuelle Präferenzen umzusetzen. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, denn je mehr ETFs im Portfolio enthalten sind, desto schwieriger wird es, die Übersicht zu behalten. Auch die Kosten können durch zusätzliche Handelsgebühren und Verwaltungsgebühren steigen, was die Rendite langfristig schmälern kann. Eine weitere Überlegung betrifft die Rebalancierung, also das regelmäßige Anpassen des Portfolios an die ursprüngliche Gewichtung. Mit einer steigenden Anzahl an ETFs wird dieser Prozess zeitaufwendiger und möglicherweise kostspieliger. Daher sollten Anleger stets abwägen, ob der Nutzen eines zusätzlichen ETFs den Aufwand und die potenziellen Kosten rechtfertigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keinen pauschalen Mittelwert für die ideale Anzahl an ETFs gibt. Vielmehr hängt die richtige Anzahl von der individuellen Ausgangslage ab. Eine zu hohe Zahl an ETFs führt nicht automatisch zu besserer Diversifikation und kann die Komplexität unnötig steigern. Ein wohlüberlegtes, fokussiertes Portfolio aus wenigen, gut abgestimmten ETFs reicht in den meisten Fällen aus, um langfristig erfolgreich zu investieren.