Nachhaltige ETFs, also börsengehandelte Fonds mit dem Ziel, ökologisch und sozial verantwortungsvolle Unternehmen abzubilden, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Gerade in Zeiten wachsender Klimakrisen und gesellschaftlicher Umbrüche möchten viele Menschen ihr Geld nicht nur gewinnbringend, sondern auch mit gutem Gewissen investieren. Ein beliebter Einstieg für ETF-Investments ist der MSCI World, ein weltweit streuender Index, der mehr als 1.500 Unternehmen aus Industrienationen abbildet. Besonders für Einsteiger gilt dieser als solides Fundament mit langfristiger Renditeerwartung und vergleichsweise niedrigem Risiko. Doch der Wunsch nach Nachhaltigkeit bringt neue Fragen auf: Ist ein „grüner“ MSCI World tatsächlich nachhaltig – und bringt er auch finanziell etwas?
Experten mahnen zur Vorsicht. Zwar gibt es inzwischen viele nachhaltige Varianten des MSCI World, etwa mit dem Zusatz „SRI“ (Socially Responsible Investing), doch was als nachhaltig gilt, ist oft Auslegungssache. Manche dieser ETFs schließen lediglich Unternehmen aus, die mit Tabak, Rüstung oder fossilen Brennstoffen in Verbindung stehen. Doch wie konsequent das geschieht, ist unterschiedlich. So tauchen trotz Nachhaltigkeitslabel immer wieder Firmen im Portfolio auf, deren Umwelt- oder Sozialbilanz zumindest fragwürdig ist. Der Begriff „nachhaltig“ ist in diesem Kontext nicht gesetzlich geschützt, was Spielraum für Greenwashing lässt. Ein Fonds kann also ein gutes Image haben, ohne wirklich strenge Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen.
Ein weiterer Punkt ist das sogenannte Klumpenrisiko. Da viele nachhaltige ETFs ähnliche Ausschlusskriterien nutzen, investieren sie oft stark konzentriert in bestimmte Branchen – etwa in Technologie oder Gesundheitswesen. Das kann zu einer geringeren Diversifikation führen, also genau dem Gegenteil dessen, was ein ETF eigentlich verspricht. Wenn ein Marktsegment wie Tech plötzlich stark einbricht, sind grüne ETFs möglicherweise überproportional betroffen. Zudem neigen viele nachhaltige Fonds dazu, große Unternehmen zu bevorzugen, weil diese mehr Ressourcen haben, um ESG-Kriterien zu erfüllen und gut darzustellen – nicht unbedingt, weil sie wirklich nachhaltiger wirtschaften.
Finanziell schneiden viele nachhaltige ETFs in etwa gleich gut ab wie konventionelle Produkte. Einige Studien zeigen sogar leicht bessere Werte, vor allem in Krisenzeiten, weil Firmen mit hohen ESG-Ratings oft robuster und vorausschauender geführt werden. Doch das ist kein Garant. Wer nachhaltig investieren möchte, sollte genau hinschauen: Welche Kriterien werden angewendet? Wer wählt die Unternehmen aus? Und wie wird Transparenz gewährleistet? Letztlich ist es möglich, Gutes zu tun und dabei solide Rendite zu erzielen – aber nicht blind. Ein Mix aus fundierter Recherche und realistischer Erwartung ist entscheidend. Nachhaltigkeit und finanzielle Performance müssen sich nicht ausschließen, aber sie sind auch kein Selbstläufer.