/Kostbar durch Corona –
Drohende Versorgungsengpässe bei Kautschuk

Kostbar durch Corona –
Drohende Versorgungsengpässe bei Kautschuk

Die Situation für die deutsche Kautschukindustrie bleibt angespannt. So hat der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie vor Kurzem bereits vor einer Insolvenzwelle bei Zulieferern gewarnt. Nach der Bundestagswahl hatte der Branchenverband bereits um einen Zukunftsdialog mit der amtierenden Politik gebeten. Schließlich handelt es sich bei der Kautschukverarbeitung um eine wichtige Schlüsselindustrie, die leicht übersehen wird. Zu den umweltpolitischen Auflagen im Zuge der neuen Mobilität kommen coronabedingte Schwierigkeiten, die inzwischen schon eine ganze Weile existieren.

Der gesamte Branchenumsatz lag im ersten Quartal zwar bei 5,2 Milliarden Euro und damit 16 Prozent über dem Vorjahreswert. Allerdings hat es die Reifenindustrie durch Versorgungsengpässe aktuell besonders stark erwischt. So wurde in jüngster Vergangenheit coronabedingt die Produktion in Asien deutlich heruntergefahren. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei Transport und Logistik, da eine globale Wirtschaft mit Lockdowns und Einreisesperren nur bedingt funktionieren kann. Liquiditätsengpässe der Zulieferer drohen auch, weil Automobilhersteller weniger Reifen abnehmen. Die Verknappung des Rohstoffs steht dabei mit der pandemischen Situation in Verbindung und führt zu Preissteigerungen – gerade im Geschäftsfeld Reifen. Die Branche befürchtet bereits, dass auf die dokumentierte Halbleiterkrise eine stattliche Gummikrise folgen könnte.

Naturkautschuk wird exklusiver

Neben intensivem Dialog zwischen Zulieferern und Autoindustrie bemüht sich die Branche auch um synthetisches Ersatzmaterial. Als Ersatzstoff wurde viel um synthetischem Kautschuk aus Löwenzahn geredet. Allerdings könnte es noch eine ganze Weile dauern, bis ein solcher Ersatzstoff in Serie produziert werden kann. Dennoch ist es bis heute nicht gelungen, die Elastizität des Originalmaterials künstlich zu reproduzieren. Um die aktuelle Krise in den Griff zu bekommen, mahnt der Branchenverband zu mehr Dialogbereitschaft zwischen Einkaufsabteilungen der Automobilherstellern und Zulieferern. Ähnlich wie bei der aktuellen Halbleiterkrise ist bislang unklar, wohin die Reise gehen wird. Aber was die Entwicklung auch bringen mag – ohne Zweifel handelt es sich bei Naturkautschuk um einen kostbaren Rohstoff, der möglicherweise bald noch kostbarer werden könnte.