Neben dem Derivat aus Toilettenpapier, das in den Niederlanden getestet wird, ist die Liste der potenziellen Straßenbelagszusätze sehr umfangreich – sie reicht von Zigarettenstummeln (wegen des Teers) bis hin zu Keramik, geschreddertem Kunststoff und Altspeiseöl (in vielen Provinzen wird bereits zerkleinertes Glas hinzugefügt). Brasilianische Forscher haben im vergangenen Jahr eine weitere „sehr zufriedenstellende“ Quelle identifiziert: körnige mineralische Ablagerungen, die sich in den Auffangbecken der Wasseraufbereitungsanlagen ansammeln, die von den Gebirgsflüssen des Landes gespeist werden.
Eine wichtige Frage ist natürlich, ob der Versuchsasphalt diese Aufgabe erfüllen kann. Bauingenieure und Verantwortliche für die Verkehrsinfrastruktur wissen, dass Straßen zu den am stärksten beanspruchten Oberflächen der Erde gehören, die Stößen, Vibrationen, Tauwetter, Salz, Wasser und so weiter ausgesetzt sind. Herkömmliche Asphaltbeläge sind auf Dauerhaftigkeit, Zugfestigkeit und Sicherheit optimiert, weshalb das traditionelle Gemisch aus Schotter, Sand, Zement und Teer so schwer zu verändern ist (Zement wird aus zerkleinertem Kalkstein hergestellt und zur Betonherstellung verwendet).
Wolodko weist jedoch darauf hin, dass die technischen und leistungsbezogenen Erwägungen nur die halbe Wahrheit sind. Bei der Verwendung von Recyclingmaterial geht es auch um die Wirtschaftlichkeit des Straßenbaus und um die Lieferkette – können die Bauunternehmen genügend Recyclingmaterial beschaffen, um ihren Bedarf zu decken? Eine Schweizer Studie, die letztes Jahr im Journal of Cleaner Production veröffentlicht wurde, fügt eine weitere Ebene hinzu: Können diese recycelten Materialien vor Ort beschafft und verwendet werden – ein Prozess, der in der Studie als „Urban Mining“ bezeichnet wird? Die niederländischen Toilettenpapierversuche befassen sich genau mit dieser Frage.
Nach der Bewertung einer langen Liste potenzieller Inhaltsstoffe empfahl das Schweizer Forschungsteam, dass zwei Materialien für die kommerzielle Nutzung geeignet sind: Stahlschlacke, ein Rückstand der bei der Stahlherstellung verwendeten Metalle, und Krümelgummi, der aus Altreifen stammt.
Die Schweizer Studie war nicht das erste Mal, dass Gummi als potenzieller Zusatzstoff für Asphalt ins Gespräch gebracht wurde und damit eine Möglichkeit, einen Teil der Millionen von Altreifen, die jedes Jahr in Kanada entsorgt werden, zu verwerten. Frühere Studien haben ergeben, dass Kautschuk nicht nur ein brauchbarer Zusatzstoff ist, sondern die Straßen sogar haltbarer macht.
In Kalifornien, das eine aggressive Kreislaufwirtschaftspolitik verfolgt, wurde nach Angaben der Canadian Association of Tire Recycling Agencies (CATRA) bei etwa der Hälfte aller 2018 durchgeführten Straßenbaumaßnahmen Gummi verwendet. Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, in welchem Umfang dieses Material – bekannt als gummimodifizierter Asphalt (RMA) – seinen Weg in den kanadischen Straßenbelag findet.
Laut CATRA wurden im vergangenen Jahr 487.000 Tonnen Altreifen vor der Deponierung bewahrt, und ein Teil dieses Materials wird zu RMA verarbeitet (der Rest wird zur Herstellung von Produkten wie Dichtungsmitteln oder „aus Reifen gewonnenem Kraftstoff“ verwendet). CATRA beschreibt die Technologie als „ziemlich neu“, die noch weitere Forschung erfordert. Der Bauingenieur Doubra Ambaiowei, technischer Direktor der Ontario Road Builders‘ Association, sagt, dass Krümelgummi dem Asphalt mehr Flexibilität verleiht, aber immer noch „Probleme mit Rissen“ hat. Andere Untersuchungen, darunter eine 2014 durchgeführte Studie über ein Pilotprojekt in Ontario, ergaben, dass es genauso gut funktioniert.