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E-Wirtschaft: Mehr investieren statt importieren

Angesichts der zunehmend unsicheren globalen Lage wird eines überdeutlich: Die Zeit der sorglosen Abhängigkeiten in der Energieversorgung ist vorbei. Was einst als bequeme Lösung erschien – Energieimporte aus stabil geglaubten Regionen – hat sich als empfindliche Achillesferse erwiesen. Die Turbulenzen der vergangenen Jahre, ausgelöst durch geopolitische Spannungen, Lieferengpässe und Preisschocks, haben das Fundament unserer bisherigen Energiepolitik ins Wanken gebracht. Wer seine Versorgungssicherheit von anderen abhängig macht, gibt letztlich ein Stück seiner wirtschaftlichen und politischen Handlungsfreiheit preis. Daher führt kein Weg mehr daran vorbei, die Eigenständigkeit in der Energieversorgung entschlossen voranzutreiben. Es geht nicht um kurzfristige Symbolpolitik, sondern um einen langfristigen Umbau, der auf solide Infrastruktur, verlässliche Technologien und klare Prioritäten setzt.

Der Schlüssel liegt in einem koordinierten Ausbau von Erzeugung, Netzen und Speichern. Die heimische Energieproduktion muss gestärkt werden, damit sie nicht nur in normalen Zeiten, sondern gerade auch in Krisen tragfähig bleibt. Das bedeutet, konsequent auf einen breiten Energiemix zu setzen, der unterschiedliche Quellen intelligent miteinander verzahnt. Ebenso entscheidend ist der Netzausbau: Strom, der nicht zuverlässig transportiert werden kann, nützt auch dann wenig, wenn er im Überfluss produziert wird. Speicher wiederum sind das Rückgrat jeder modernen Energiearchitektur, weil sie Schwankungen abfedern und Versorgungslücken schließen. Diese drei Elemente – Erzeugung, Netze, Speicher – bilden gemeinsam das Rückgrat einer widerstandsfähigen Energieversorgung, die Unwägbarkeiten nicht nur aushält, sondern souverän meistert.

Die Energiekrise hat wie ein Brennglas gezeigt, welche Folgen eine zu große Abhängigkeit hat. Plötzlich waren Preisaufschläge nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Lieferketten, die zuvor als selbstverständlich galten, wurden fragil, und Versorgungsunsicherheiten schwappten wie Wellen durch Wirtschaft und Gesellschaft. Unternehmen kämpften mit unkalkulierbaren Energiekosten, während private Haushalte die Belastung unmittelbar spürten. All das war kein unabwendbares Schicksal, sondern das Resultat einer strategischen Schieflage, die über Jahre gewachsen war. Wer den Energiesektor nur als technische Frage behandelt, übersieht, dass es sich um einen Kernbereich nationaler Souveränität handelt – vergleichbar mit der Landwirtschaft in früheren Zeiten. Energie ist kein Luxusgut, sondern die Grundlage für industriellen Fortschritt, sozialen Zusammenhalt und politischen Gestaltungsspielraum.

Der Anspruch der Energiewirtschaft ist daher klar: Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit müssen wieder ins Zentrum des Handelns rücken. Dazu braucht es Entschlossenheit, Investitionen und eine politische Linie, die den langen Atem nicht scheut. Halbherzige Übergangslösungen werden nicht genügen. Vielmehr ist eine neue Ernsthaftigkeit gefragt, wie sie frühere Generationen beim Aufbau zentraler Infrastruktur an den Tag legten. Wer Resilienz schaffen will, muss in Jahrzehnten denken, nicht in Legislaturperioden. Eine eigenständige Energieversorgung bedeutet nicht Abschottung, sondern Stabilität. Sie schafft die Grundlage dafür, dass ein Land seine Zukunft selbst gestalten kann – unabhängig, widerstandsfähig und verlässlich.