Das Aufkommen neuer Anleger an den Finanzmärkten verändert die Spielregeln für aktive Investoren und schafft neue Gelegenheiten zur Outperformance. Oft wird argumentiert, dass der Markt ein Nullsummenspiel sei – jeder Gewinn eines Anlegers sei der Verlust eines anderen. Doch diese Sichtweise greift zu kurz. In Wirklichkeit gibt es strukturelle Gelegenheiten, die es aktiven Anlegern ermöglichen, durch geschicktes Handeln überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Besonders in Zeiten, in denen eine Vielzahl unerfahrener Marktteilnehmer aktiv wird, können sich diese Chancen sogar noch verbessern.
Neue Anleger bringen frisches Kapital in den Markt, doch häufig fehlt ihnen die Erfahrung oder das Wissen, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Viele dieser Investoren orientieren sich an Trends, handeln impulsiv oder folgen populären Narrativen, anstatt eine tiefgehende Fundamentalanalyse zu betreiben. Dadurch entstehen Marktineffizienzen, die von aktiven Managern ausgenutzt werden können. Beispielsweise können überbewertete Titel, die durch den Herdentrieb übermäßig gekauft werden, eine Gelegenheit zum Leerverkauf bieten. Umgekehrt können unterbewertete Aktien, die von der Masse übersehen werden, attraktive Einstiegspunkte für langfristige Investitionen darstellen. Zudem sind neue Anleger oft weniger diszipliniert und handeln emotionaler als erfahrene Marktteilnehmer. Gerade in volatilen Marktphasen neigen sie dazu, überstürzt zu verkaufen, wenn die Kurse fallen, oder blind hinter einem Hype herzulaufen. Aktive Investoren, die über eine solide Strategie verfügen, können diese Marktbewegungen antizyklisch nutzen und dadurch überdurchschnittliche Renditen erzielen. Beispielsweise können sie in Korrekturphasen Qualitätswerte günstig erwerben, während andere panisch verkaufen.
Ein weiterer Vorteil für aktive Anleger ergibt sich aus der wachsenden Beliebtheit passiver Investments. ETFs und Indexfonds gewinnen kontinuierlich Marktanteile, doch ihr mechanistischer Ansatz verstärkt oft bestehende Marktbewegungen, anstatt sie auszubalancieren. Wenn beispielsweise ein Unternehmen in einen wichtigen Index aufgenommen wird, kaufen Indexfonds automatisch dessen Aktien, unabhängig von ihrer fundamentalen Bewertung. Diese Verzerrungen können von aktiven Investoren genutzt werden, um Fehlbewertungen gezielt auszunutzen.Darüber hinaus eröffnet die zunehmende Digitalisierung neue Möglichkeiten für aktive Anleger. Fortschritte in der Datenanalyse, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und der Zugang zu alternativen Datenquellen bieten aktiven Managern Werkzeuge, um Informationsvorteile gegenüber weniger gut informierten Marktteilnehmern zu nutzen. Wer diese Technologien effektiv einsetzt, kann sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
Letztlich zeigt sich, dass das Argument des Nullsummenspiels nicht die ganze Wahrheit ist. Während sich ineffiziente Märkte aufgrund neuer Teilnehmer verstärkt herausbilden, steigen die Chancen für aktive Anleger, durch überlegene Analyse, diszipliniertes Handeln und den Einsatz moderner Technologien Outperformance zu erzielen. Die kommenden Jahre könnten daher besonders spannend für aktive Investoren sein, die bereit sind, diese Gelegenheiten zu nutzen.